Blog. Tipps und Aktuelles aus der psychologischen Praxis.

Häufig werden wir so sozialisiert, dass Bescheidenheit und die Fähigkeit Sich-selbst-zurück-zu-nehmen als erstrebenswerte Eigenschaften angesehen werden. Daher tun wir uns oft mit der Selbstliebe noch etwas schwer. Sich selbst zu mögen, gar zu lieben und stolz auf das zu sein, was man ist und was man kann… ist dann schon ein bisschen selbstverliebt. Vielleicht. Macht aber nichts. Heute möchte ich dazu aufrufen, sich selbst mehr zu lieben! Ganz bewusst! Jeden einzelnen Tag.

Wir können uns als hübsches Trostpflaster Bestätigung von außen holen. Manches Mal kann das auch ganz wichtig sein. Dann, wenn wir die Dinge selbst noch nicht ganz so klar sehen können. Meistens hält das aber leider nur kurz an. Und wir brauchen immer mehr davon. Häufig bleiben wir so auf Dauer unbefriedigt und leer zurück. Es reicht uns so nicht aus. Selbstliebe können nur – wir selbst – uns geben.

Selbstliebe lässt sich (wieder) entdecken. Wir können Selbstliebe lernen. Geduld und regelmäßiges Üben gehört natürlich dazu. Denn alles, was wir uns über lange Zeit angeeignet (angelernt) haben, braucht auch Zeit es wieder zu verlernen und dann neu zu lernen. Damit wir uns sozusagen selbst davon überzeugen und uns selbst Glauben schenken können.

Der erste Schritt in Richtung Selbstliebe ist, sich selbst ein*e gute Freund*in zu sein! Mitgefühl mit sich selbst zu haben, sich selbst zu akzeptieren, Grenzen zu setzen und eine gute Selbstfürsorge zu betreiben. Dafür gibt es in der Psychologie einen reichen Schatz an Übungen und Trainings. 

Eine „Übung“, um mehr Selbstliebe in Ihren Alltag zu bringen, habe ich heute hier für Sie:

Nehmen Sie sich beispielsweise nach dem Aufstehen, beim Frühstücken – oder wann immer ein guter Zeitpunkt für Sie ist – etwas Zeit für sich. Wenn Sie möchten, nehmen Sie sich ein schönes Notizbuch, ein schönes Stück Papier (ein einfaches Blatt Papier tut es aber bestimmt auch). Schreiben Sie heute mal alle Dinge auf, die Sie an sich mögen und alles, worauf Sie für sich stolz sind. Die Liste ist nur für Sie bestimmt. Sie brauchen sich wirklich keine Gedanken darüber machen, was jemand anderes darüber denken könnte! Lassen Sie sich ruhig Zeit. So schnell geht das oft nicht, wenn man gerade erst damit anfängt. Denken Sie auch an die kleinen Dinge. Ganz bewusst. 

Schreiben Sie mindestens zehn Punkte auf. Mit etwas Ruhe schaffen Sie das bestimmt! Wenn Sie die zehn Punkte haben, machen Sie ruhig so lange weiter, bis Ihnen nichts mehr einfällt. Seien sie kreativ. Schauen Sie mit den Augen eines*r guten Freund*in auf sich. 

Und dann? Dann nehmen Sie die Liste einfach mit sich mit! Vielleicht fallen Ihnen im Laufe des Tages – im Laufe der nächsten Tage – noch weitere Dinge ein, die Sie an sich mögen. Dinge und Fähigkeiten auf die Sie stolz sind. Dinge an die Sie vorher noch nicht gedacht haben. Schreiben Sie diese Dinge auch auf! Für sich. 

Dranbleiben lohnt sich bei dieser Übung besonders! Kramen Sie die Liste ruhig raus, wenn es Ihnen mal nicht so gut geht und werfen Sie einen Blick darauf und erinnern sich an die vielen Dinge, die Sie an sich mögen und auf die Sie stolz sind.